Im Libanon des Jahres 2013 sind all diese Strategien gleichzeitig präsent. Der damalige Staatspräsident Rafik Hariri hatte 1994, zwei Jahre nach Ende des Bürgerkriegs, die Immobilienfirma Solidere gegründet und mit dem Wiederaufbau und der Restrukturierung des gesamten Beiruter Stadtzentrums beauftragt. Es handelt sich dabei um den weltweit einzigartigen Fall, dass eine private Firma ein solches Projekt durchführen darf. Entstanden sind zahlreiche neue Hochhausbauten mit luxuriösen Hotels, frequentiert zum großen Teil von Golf-Arabern, die das offene westliche Ambiente Beiruts genießen wollen. Zwischen den Hotels steht noch immer die gigantische Ruine des Holiday Inn, das eine zentrale Rolle spielte beim berüchtigten Kampf um den Beiruter Hoteldistrikt zu Beginn des Bürgerkriegs. Alt und neu, belebt, zerbombt oder schlicht brachliegend – diese Kategorien finden sich im Zentrum Beiruts nicht nur unmittelbar nebeneinander, sondern werden teilweise ununterscheidbar in einer Stadt, die auch seit Ende des Bürgerkriegs regelmäßig von Bombenanschlägen erschüttert wird. Die Bombe, die am 15. Februar 2005 Rafik Hariri tötete, detonierte unmittelbar vor dem Hotelkomplex und hinterließ aktuellere Spuren der Zerstörung.