Wenn Transformation „von oben“ auf halbem Weg steckenbleibt, wie im Falle des Stadtviertels Valcarca in Barcelona, bietet sich den Anwohnern unerwartet die Chance der Aneignung „von unten“. Der Abriss zahlreicher Gebäude war trotz Krise offenbar noch finanzierbar, eine Wiederbebauung dagegen nicht. Seither haben Stadtteilaktivisten in Valcarca in Zusammenarbeit mit Urbanisten und Architekten die Brachen zu Gärten, kleinen Bühnen und Begegnungsstätten umgestaltet. Was mit diesen Orten geschehen wird, sobald eines Tages die nötigen Finanzmittel bei den politischen Entscheidungsträgern und Investoren wieder vorhanden sein sollten, ist allerdings absehbar. Wenige Kilometer weiter nördlich in Barcelona hat das Viertel 22@/Poblenou bereits den nächsten Schritt vollzogen. Im ehemaligen „katalonischen Manchester“ hat die postindustrielle Gentrifizierung bereits zugeschlagen. Aus den Ziegelschornsteinen der ehemaligen Fabriken steigt heute kein Rauch mehr auf. Sie dienen nur noch als Zierde für Gebäude, in denen Bürolofts untergebracht sind. Business und Creative Industry, Hipster-Cafés und Autowerkstätten koexistieren hier. Ein Konsens darüber, welche der Gruppen auf welche Weise ein Anrecht auf die Nutzung des öffentlichen Raums hat, muss allerdings erst noch gefunden werden: „Reiche und Touristen?! Das Viertel gehört uns!“