Istanbuls Taksim-Platz war immer der symbolische Ort einer säkularen Türkei. An dem Verkehrsknotenpunkt am Ende der Haupteinkaufsstraße Istiklal begegnen sich hier Geschäftsleute, Vergnügungssuchende und Touristen. Das hat ihn während der Proteste zum idealen Versammlungsort gemacht, konnte man doch zwischen dem Einkauf neuer Kleidung oder auf dem Weg von der Arbeit noch kurz an den Demonstrationen teilnehmen. Der Protest konnte so jederzeit an unterschiedlichen Stellen aufflammen. Diese moderne Form der Guerilla-Taktik hat es der Polizei erheblich erschwert, die Demonstrationen unter Kontrolle zu bringen. Auch das „Atatürk Kulturzentrum“, ein seit Jahren sanierungsbedürftiges Konzert- und Konferenzzentrum, wurde wie der angrenzende Gezi-Park während der Proteste von Demonstranten besetzt. Seine Fassade wurde mit Spruchbändern und Bannern verhängt. Nach der Räumung des Gebäudes durch die Polizei wurden die Banner durch ein Porträt Atatürks und die türkische Fahne ersetzt. Seitdem benutzt die Polizei das Gebäude als Sammelstelle, um bei neuerlichen Protesten jederzeit einsatzbereit zu sein: „Tatsächlich deutet die schwer bewachte reale Straße auf die Tatsache hin, dass die metaphorische Straße weniger verlassen ist als vielmehr kontrolliert.“ (Bayat)