„Doch am Ende sind es die Straßen, diese öffentlichen Räume schlechthin, in denen die scheinbar unbesiegbaren Machthaber kollektiv herausgefordert werden und sich das Schicksal politischer Bewegungen oft entscheidet. Mit anderen Worten besitzen Revolutionen im Sinne von Aufständen jenseits ihrer zeitlichen Komponente zwangsläufig auch eine räumliche Dimension. Man sollte daher nicht nur über die Gründe für Revolutionen nachdenken, sondern auch darüber, wo sie stattfinden. Man muss genauer fragen, warum manchen Räume/Orte, wie etwa die Straßen der Stadt, mehr als andere zur Bühne für Handlungen und Äußerungen öffentlicher Unzufriedenheit werden.“ (Bayat) Der Revolutionsplatz und die Avenue Habib Bourguiba sind die zentralen Versammlungsorte der tunesischen Hauptstadt Tunis. Von hier ging 2011 der sogenannte „arabische Frühling“ aus, als die Demonstranten den langjährigen Autokraten BenAli zwangen, das Land zu verlassen. Der große Boulevard ist in der Mitte von einer von Bäumen gesäumten Flaniermeile durchzogen. Seit der Revolution ist dieser Abschnitt mit Stacheldraht verrammelt. Wer dennoch einen Weg zu Fuß zum Glockenturm sucht, bedient sich der Straße.