„Die autoritäre Natur dieser Staaten behinderte eine sinnvolle politische Partizipation und die Entwicklung zivilgesellschaftlicher Organisationen. Die etatistische Ideologie und patrimonialen Tendenzen dieser Regime machten den Staat zum wesentlichen, wenn nicht einzigen Garanten für die Lebensgrundlage vieler BürgerInnen im Tausch gegen ihre Loyalität. (...) Intern fanden die Revolutionen vor dem Hintergrund einer expandierenden Urbanisierung, einer Zunahme der jugendlichen Bevölkerung, eines Anstiegs der Alphabetisierungsrate und besserer Bildung statt, gekoppelt mit einer um sich greifenden wirtschaftlichen Liberalisierung und folglich Ungleichheit, sozialer Ausgrenzung und Marginalisierung. Diese strukturellen Veränderungen haben zur Entstehung dissidenter gesellschaftlicher Gruppen geführt, die die korrupten autoritären arabischen Regime, die einst diese Veränderungen veranlassten, nun herausforderten.“ (Asef Bayat)

Mohammed Mursi, Vorsitzender der Muslimbruderschaft, war der erste frei gewählte Präsident des modernen Ägypten. Auch wenn seine Absetzung durch das Militär unter Führung von Abd al-Fattah as-Sisi von vielen Millionen auf den Straßen Kairos unterstützt wurde, zeigen die fortgesetzten Auseinandersetzungen das Bild einer gespaltenen Nation, in der zwischen pro und contra nur wenige differenziertere Gedanken eine Chance bekommen.

29. Oktober 2013
Fast alle der Autofahrer, die an den pro Mursi demonstrierenden Schulmädchen im Stadtteil Gizeh vorbeifuhren, gaben per Handzeichen ihre Stimme ab: Victory Zeichen für Sisi, der angelegte Daumen und die vier abgespreizten Finger für Mursi.