Die Mediterrane Region ist nichts anderes als eine ausgedehnte Randlage im Verhältnis zu einer Mitte des Meeres. Das Horizontale stellt dabei die dominante und provokative visuelle Dimension dar. Kein Wunder also, dass sich alle drei am Mittelmeer ansässigen Weltreligionen auf dieselbe Meta-Erzählung berufen, die das Vertikale des durch Menschenhand gemachten in den Mittelpunkt stellt: „Heran! Bauen wir uns eine Stadt und einen Turm, sein Haupt bis an den Himmel, und machen wir uns einen Namen, sonst werden wir zerstreut übers Antlitz aller Erde!“, rezitiert stellvertretend für Koran und Bibel aus der Thora ein junges Mitglied der ältesten jüdischen Diaspora auf dem afrikanischen Kontinent – auf der tunesischen Urlaubsinsel Djerba. Die Geschichte vom Turmbau zu Babel erzählt die Diversität des Mittelmeerraums als durch einen gemeinsamen Ursprung legitimiert. Aber sie führt auch von der horizontalen Leere des Meeres an seine Ufer und hin zu einer Architektur, die Visualität durch vertikale Ausdehnung zu bestimmen versucht.