Demgegenüber ist das unmittelbare architektonische Nebeneinander von Plantagenzelt und Grenzzaun, Flüchtlingslager und Hochsicherheitsgefängnis an der israelischen Grenze zu Ägypten wenigstens ehrlich. Israel bildet für die Flüchtlinge aus den ostafrikanischen Krisenländern Sudan, Eritrea und Somalia, die den Weg über das Wasser des Mittelmeers scheuen, die einzige Landbrücke. Das Saharonim Gefängnis inmitten der Wüste Negev, dutzende Kilometer von der nächsten israelischen Siedlung entfernt und damit auch jeder unabhängigen internationalen Kontrolle entzogen, wurde ursprünglich für Palästinenser aus dem Gaza-Streifen erbaut und 2012 von den Israelis, selber eine Nation von Flüchtlingen, um das weltweit größte Internierungslager für illegale afrikanische Einwanderer erweitert. Es hat eine Kapazität von bis zu 8.000 Einwanderern. Der zur selben Zeit erbaute 140 Kilometer lange Grenzzaun zu Ägypten, in Sichtweite des Lagers, ist dabei nicht nur ein Verwandter des komplexen Systems von Mauern, Zäunen und Absperrungen, das Israel zwischen eigenem Hoheitsgebiet, den jüdischen Siedlungen und den Gebieten unter Kontrolle der palästinensischen Autonomiebehörde errichtet hat, sondern auch das östliche Ende einer Nord-Süd-Barriere gegen Einwanderung aus Afrika, die von Gibraltar bis zum Roten Meer reicht und deren Hauptelement neben Stacheldraht das Wasser des Mittelmeers ist.