Seit die Grenzanlagen innerhalb der Europäischen Union gefallen sind, werden die Außengrenzen umso sensibler. Das Meer ist dabei ein so schwer zu überwindendes wie zu kontrollierendes Medium, als Grenze flüssig, elastisch und geographisch schwer lokalisierbar. Anders ist das mit den Festland-Vorposten der EU: auf Lampedusa und in den spanischen Exklaven auf afrikanischem Boden Ceuta und Melilla. Hier hat Europa seit 2005 unverrückbare physische Barrieren in die Landschaft gebaut, eine Architektur, die mehrere Reihen von sechs Meter hohen Zäunen, Tränengas-Sprenkler, Überwachungskameras sowie Bewegungs-, Ton- und Wärmesensoren in Stellung bringt gegen die pure Willenskraft des einzelnen Körpers. Den Freizeitsportlern auf den unmittelbar am Grenzzaun von Melilla gelegenen Golfplätzen bietet sich wöchentlich das Schauspiel des Kräftemessens zwischen den afrikanischen Überlebenssportlern und der physischen High-Tech Abwehr Europas, wenn Gruppen von Migranten, die in den Wäldern rund um Melilla campen, in konzertierten Aktionen den Zaun zu überwinden versuchen. Marokkanische Grenzsoldaten, als Abfangjäger von der EU finanziell unterstützt, waren in den letzten Jahren dabei immer wieder für den Tod von Flüchtlingen verantwortlich. Vielleicht wurde deshalb jeder Versuch, sich auf marokkanischer Seite den Grenzanlagen mit der Kamera zu nähern, sofort unterbunden. Auch hier ist Sichtbarkeit also nicht erwünscht.