Die Enge der Unterkünfte von Migranten, sei es bei Almeria, Melilla, Saharonim oder im tunesischen Flüchtlingslager Choucha an der libyschen Grenze, steht in seltsamem Gegensatz zur Weite und Leere der sie umgebenden Landschaften. Die Idee des nur temporären Aufenthalts lässt sich nicht in allen Fällen umsetzen. Libanon beispielsweise hat sich als einziges Nachbarland Syriens dagegen entschieden, Lager für die Flüchtlinge des Bürgerkriegs einzurichten. Der Grund dafür ist die Erfahrung mit den palästinensischen Lagern, die innerhalb von 60 Jahren nach und nach zur permanenten Niederlassung mutiert sind. Eine ähnliche Überlegung mag das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) veranlasst haben, das in der tunesischen Wüste für Flüchtlinge aus Libyen eingerichtete Camp im Sommer 2013 aufzulösen. Mehrere Hundert Flüchtlinge sind mangels Alternativen auch nach der offiziellen Schließung dort verblieben, nun ohne jede infrastrukturelle Unterstützung. Etwa 30 der ehemaligen Lagerbewohner haben sich indessen eine Heimstatt auf der Straße vor dem UNHCR-Büro in Tunis eingerichtet, um gegen die Schließung des Lagers zu protestieren. Das Büro befindet sich im Diplomatenviertel Berges du lac, zwischen Botschaften und Business-Niederlassungen. Das selbsteingerichtete Straßenlager der Flüchtlinge verschafft ihnen dort immerhin eine Sichtbarkeit, die hinter Lagertoren inmitten von Wüstenlandschaften nicht gegeben ist.