Der Wegfall von Grenzanlagen und -kontrollen innerhalb der EU ist zumindest theoretisch reversibel. An den meisten ehemaligen Grenzübergängen ist die Infrastruktur noch vorhanden, um innerhalb kürzester Zeit die Kontrollen wieder einführen zu können. Und auf administrativer Ebene sind die Grenzen ohnehin noch vorhanden. Unter dieser Perspektive ist die Möglichkeit einer neuen Staatsgrenze zwischen Katalonien und Spanien vielleicht gar kein so radikaler Schritt gegen die Tendenzen in Europa wie es zunächst erscheinen mag. Es wäre schließlich nur ein Wechsel im administrativen Verhältnis der Region gegenüber Brüssel. Die Fragen sind eher, ob sich Grenzziehungen innerhalb Europas an Problemen der kulturellen Identität oder des wirtschaftlichen Vorteils entscheiden, und an welchen staatlich organisierten Zentral-Stellen die Direktiven für die jeweiligen kulturellen Regionen ausgegeben werden. Ein für Herbst 2014 geplantes Referendum über die Unabhängigkeit Kataloniens wurde soeben erneut von Madrid unterbunden. Aber ob ein Sichelschlag hier weiterhilft?