Auf der Reise rund um das Mittelmeer trifft man immer wieder auf Situationen des Ausschlusses. Nämlich dort, wo bestimmte Bevölkerungsgruppen bestimmte Grenzen nicht übertreten dürfen: Libanesen dürfen nicht nach Israel, Israelis umgekehrt nicht in den Libanon, in Marokko dürfen Nicht-Muslime keine Moschee betreten, subsaharische Migranten dürfen nicht ins europäische Melilla. Dass es aber mitten in der EU ein Territorium gibt, dessen Landgrenze von keinem lebenden Wesen übertreten werden darf und dessen Küstengrenze nur männlichen Erdenbewohnern unter Auflagen zugänglich ist, dürfte zu den absurdesten Phänomenen in der widersprüchlichen Grenzwelt des Mittelmeers zählen. Die Mönchsrepublik Athos auf dem östlichen Finger der Chalkidiki- Halbinsel ist nach dem Völkerrecht ein Teil Griechenlands. Sie hat aber einen besonderen Autonomiestatus und die inneren Angelegenheiten und die Verwaltung des Gebietes liegen in der Hand der dort lebenden Mönche. Wann immer EU-Beamte versuchten, gegen das Frauenverbot vorzugehen, verwiesen die Mönche auf über 1.000 Jahre alte byzantinische Schriftstücke, die ihnen bis in alle Ewigkeit Souveränität versprachen. Von der Außenwelt lässt man sich auf dem Heiligen Berg nichts vorschreiben - von der Europäischen Union erst recht nicht.