Wann immer seit dem Turmbau zu Babel eine neue Stadt in der Mittelmeer-Region gegründet wird, ist es die Architektur, die regelt, wie die Menschen zusammenleben. Um aber zu wissen, warum diese Menschen jeweils zusammenleben sollen und wollen, braucht es darüber hinaus eine Legitimationserzählung. Junge Israelis entscheiden sich, auf einer Hügelkuppe gemeinsam eine neue Siedlung aufzubauen, in Form einer kleinen Wagenburg, mit selbstgezimmerten Hütten oder Blechcontainern. In einer Gemeinschaftsaktion und mit den bescheidenen Mitteln, die ihnen zur Verfügung stehen, wird die Straße angelegt. Was nach Freiheit und romantischer Utopie klingt, muss in Wirklichkeit jedoch von Stacheldraht und israelischen Soldaten geschützt werden, denn das Land, auf dem hier gegründet wird, gehört schon jemandem, der damit nicht einverstanden sein könnte. Diese Siedlung südlich von Jerusalem gehört zu einem Netz von über hundert über die gesamte Westbank verteilten Vorposten, die oft mit dem Vorwand der Errichtung einer Mobilfunkantenne etabliert und dann allmählich ausgebaut werden.