Die Vorposten sind strategische Ankerpunkte der Siedlerbewegung. Siedlungen wie Modi’in Illit dagegen sind mit ihrem homogenen architektonischen Entwurf vollgültige Stadtgründungen. Mit seinen 50.000 Einwohnern, größtenteils ultraorthodoxe Juden, ist Modi’in Illit die größte israelische Siedlung im Westjordanland. Sie liegt östlich der Grünen Linie aber westlich der Mauer, mithin in einem Gebiet, das international als palästinensisches Anspruchsgebiet deklariert ist. Wie die meisten der Siedlungen ist Modi’in Illit entlang der Höhenlinien angelegt, die Straßen folgen konzentrisch der Form des Hügels. Diese Anlage und die Form der Häuser verschaffen maximale strategische und metaphorische Sichtbarkeit. „Hätte man das Gebiet der Westbank entlang einer unsichtbaren horizontalen Linie ein paar 100 Meter über dem Meeresspiegel durchschnitten, so wäre annähernd das gesamte Land oberhalb dieser Linie von Israel annektiertes Siedlerland gewesen. Die natürlichen Falten, Gipfel, Hänge, Feuchtbecken, Täler, Kanten, Risse und Bäche erscheinen nicht mehr als unschuldige topographische Gegebenheiten, sondern als Referenzen unterschiedlicher juristischer Manipulationen. (…) Die Kolonialisierung der Hügelgebiete schuf eine vertikale Trennung zwischen zwei parallelen, einander überlappenden und auf sich selbst bezogenen ethno-nationalen Geografien, die in überraschender und erschreckender Nähe gleichzeitig existieren.“ (Eyal Weizman)